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Detox your life: toxische Beziehungen
Aktualisiert: 1. Feb.
Ich bin der ehrlichste Mensch, den du je treffen wirst, sagte er, nachdem er mir schon wieder eine Lüge erzählt hatte. Obwohl er viel log, war er mein bester Lehrer. Meine erste Beziehung war hart. Ich weiß nicht, ob er unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung litt, wobei "leiden" vielleicht der falsche Ausdruck ist. Narzissten leiden nicht unter sich selbst, es sind die Menschen in ihrem Umfeld, die das tun; jedenfalls war er aus meiner Sicht sehr nah dran. Er log, wenn er den Mund auf machte, flippte aus wegen Kleinigkeiten. Und ich war damals so verliebt und blind, dass ich das alles nicht sah. Ich bezog seine "Ausraster" auf mich. Ich dachte, ich sei diejenige, wegen der er sich so benahm und zu allem Überfluss bestätigte er mir das natürlich auch noch, sodass ich mit aller Gewalt versuchte, den Urzustand der schönen Anfangszeit wiederherzustellen. Die schönen Zeiten, die wir hatten, bevor er seine Maske fallen ließ. Mir war nicht klar, dass ich das niemals schaffen würde. Er sagte, er liebe mich über alles und ich glaubte ihm. Die emotionalen Ausfälle wurden jedoch immer häufiger und immer öfter gaben wir mir die Schuld dafür. Alles, was ich tat, war falsch, alles, was ich sagte, war unzulänglich. Mir wurden die Worte im Mund umgedreht und meine Taten missinterpretiert. In dieser Beziehung war er derjenige, der Recht hatte und ich das Dummerchen, das nichts richtig machen konnte. Für keine Ausrede war er sich zu schade, für keine Lüge zu fein. Das ging eine ganze Weile so. Vor meinen Freunden und meiner Familie war er der absolute Traummann. Er kümmerte sich um mich, wollte scheinbar, dass es mir gut ging. Er war der perfekte Schwiegersohn und fügte sich scheinbar mühelos in meinen Freundeskreis ein. Es war so, als sei er immer schon da gewesen. Fürsorglich und charmant. Sobald wir aber wieder alleine waren, zählte er mir all die Dinge auf, die ihn aus seiner Sicht in einem schlechten Licht darstellten und dass das - natürlich - meine Schuld gewesen sei und wie komisch und einfältig meine Freunde doch waren. Mit der Zeit bröckelte seine Fassade auch in Anwesenheit anderer Menschen und ich wurde gewarnt. Von jedem. Sogar von seiner eigenen Familie. Jeder sah mit der Zeit, dass mir dieser Mensch nicht guttat. Nur ich nicht. Ich nahm viel Gewicht ab und wurde immer ruhiger. Wenn er dabei war, sagte ich nicht mehr viel aus Angst, später wieder Vorwürfe daraus gestrickt zu bekommen.
Aber er war nicht immer so, er hat auch tolle Seiten, er kann so süß sein, sagte ich zu meiner Verteidigung, gleichzeitig ängstlich, wieder nach Hause zu fahren - zu ihm. Ich zweifelte so sehr an mir und konnte mir am Ende selbst nicht mehr vertrauen.
Was, wenn es ein Fehler ist zu gehen? Werde ich jemals wieder jemanden finden, der mich so liebt? Den ich so sehr liebe?
Nichts in meinem Kopf machte mehr Sinn. Erst als es handgreiflich wurde, wurde mir klar, dass ich so nicht weitermachen kann und auch nicht mehr will. Zu lange hatte ich mich unterbuttern lassen, zu lange konnte ich mich nicht mehr auf andere Dinge in meinem Leben konzentrieren, zu lange habe ich noch geglaubt, dass die schönen Momente wiederkommen. In diesem Moment begriff ich, dass sie es nicht mehr tun würden. Ein kurzes Telefonat und eine halbe Stunde später kam seine Familie ihn abholen. Ich kann mich noch an die Scham in den Augen seiner Mutter erinnern. Wir waren alle so unglaublich enttäuscht und traurig. Es war vorbei. Er zog aus und ich blieb zurück. Emotional schwer verletzt, aber irgendwo tief in mir drin, war ich noch da. Mit dem Rückhalt meiner Familie und meiner Freunde wurde es Schritt für Schritt wieder besser und ich wurde wieder ich selbst. Toxische Beziehung sind Killer. Sie tarnen sich als das, was man sich immer gewünscht hat und bringen einen dazu, daran festhalten zu wollen, was am Ende fatal ist. Ich hatte Glück, dass diese emotionale Tortur „nur“ etwa zwei Jahre anhielt. Es gibt Menschen, die Jahrzehnte lang mit Kindern und Ring am Finger nicht aus so etwas herauskommen.
Es bricht die Seele, das Selbstwertgefühl und dein Selbstvertrauen. Alles, was man aus sich selbst heraus denkt, tut und fühlt, wird von dir selbst infrage gestellt, weil es ein Mensch, den man liebt, in Frage stellt. Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass es keine Liebe war. Es war emotionale Abhängigkeit. Auch wenn das eine schwere Zeit für mich und auch meine Familie war, habe ich viel daraus gelernt. Menschen machen ab einem gewissen Alter nichts nur einmal und auch nichts zum letzten Mal. Ich hätte so viele Möglichkeiten gehabt zu merken, dass etwas mit dem Kerl nicht stimmte. Meine Intuition war immer da, sie hat mich nicht im Stich gelassen, aber ich wollte es nicht sehen. Ich wollte mit aller Gewalt die schöne Anfangszeit wieder zurück und es musste nach zwei Jahren erst eskalieren, damit ich begriff, dass das nie passieren würde.
Ich glaube nicht, dass solche Menschen so etwas aus purer Böswilligkeit tun, um andere zu verletzen. Sie sind meist selbst Opfer ihrer Vergangenheit und wer sind wir schon, jemanden zu verurteilen. Es hat mich nur gelehrt, mehr auf das Verhalten als auf Worte anderer zu geben. Anzeichen für toxische Beziehungen
Love-Bombing
Love Bombing beschreibt ein Verhalten mit Überschüttung von Liebesbekundungen und Liebesbeweisen. Das macht der-/diejenige allerdings nicht, weil er/sie sich total in dich verliebt hat, sondern um dich von ihm/ihr abhängig zu machen.
Wenn etwas „zu“ ist – zu viel, zu schnell, zu intensiv, sollten die Alarmglocken angehen.
Gaslighting
Gaslighting ist eine Form der psychischen Gewalt, bei der die Betroffenen durch Lügen, Verdrehen von Tatsachen, Leugnen und Einschüchterung manipuliert werden, sodass sie anfangen, an ihrem eigenen Verstand und ihrer Wahrnehmung zu zweifeln. Sätze wie „das habe ich nie behauptet“, „da hast du dich verhört“, „du hast aber was anderes gesagt“, „jetzt übertreibst du aber“, „verstehst du denn überhaupt keinen Spaß mehr“, sind Sätze, die uns in bestimmten Situationen aufhorchen lassen sollten. Gerade wenn man ein komisches Gefühl bei der Sache hat und sich nicht mehr traut, seine eigenen Gefühle auszusprechen.
Solche emotionalen Invalidierungen, wie es z. B. das Gaslighting ist, kommen nicht nur in partnerschaftlichen Beziehungen vor. Sie können auch in Freundschaften und sogar in der eigenen Familie vorkommen. Sie beschreiben eine Entwertung der eigenen Gefühlswelt, wozu kein Mensch das Recht hat. Wir fühlen, was wir fühlen und niemand hat uns vorzuschreiben, was wir fühlen und denken sollen.
Tipp:
Achte immer darauf, was jemand sagt und wie er sich verhält. Das sind zwei paar Schuhe. Wenn dir jemand seine Liebe gesteht, mehrfach und wiederholt, sich aber nicht so verhält, dich anlügt, Dinge verheimlicht und Dinge tut oder sagt, die er vorher als unmoralisch, falsch, unfair, gemein etc. betitelt hat, z. B. Vertrauen sei ihm sehr wichtig, er/sie dann aber Tagelang verschwindet, ohne dass du weißt wo und mit wem er/sie unterwegs ist: glaube dem Verhalten. Immer. Wir sollten den Menschen das abkaufen, was sie uns zeigen, nicht das, was sie uns erzählen.